Wie war es, dort aufzuwachsen?
Ich hatte eine sehr schöne Kindergartenzeit und war schon damals eine “Baddie”, sehr präsent, ich habe mich kreativ ausgelebt. Aber es ist verrückt, zurückzuschauen und zu sehen, wie man sich irgendwann verändert hat.
Inwiefern verändert?
Je nachdem, wie mein Umfeld war, hat sich mein Charakter verändert. Natürlich war ich unterbewusst immer diese präsente Persönlichkeit, aber es ist krass, wie man das unterdrücken kann – je nachdem, was man für Erfahrungen macht und wie man von den Menschen um sich herum angenommen wird. Und manchmal nehmen sie dich überhaupt nicht an.
Viele Schwarze Menschen entwickeln über die Jahre Strategien, wie sie mit Alltagsrassismus umgehen können. Ist es das, was du mit “unterdrücken” meinst?
Ich wurde in der Schule gehänselt. Sich zurückzunehmen und den eigenen Charakter nicht zu zeigen, ist Selbstschutz. Ich falle allein schon wegen meiner Hautfarbe auf, und wäre ich zusätzlich noch laut, direkt und präsent gewesen, dann hätte mich das noch angreifbarer gemacht. Deswegen war es für mich das Sinnvollste, mich zurückzunehmen, damit die Menschen mir nicht ständig zu verstehen geben, dass mit mir etwas nicht stimmt. Wenn du ein Kind bist, dann bist du verloren, suchst die ganzen Fehler bei dir und denkst: Was ist falsch mit mir? Rassismus trifft dich direkt, weil du ausgeschlossen wirst, und dieses Ausgeschlossensein ist viel schlimmer als blöde Kommentare. In dem Moment bist du allein, und das hat so viele negative Folgen, die Traumata erzeugen können. Daher sollte das unbedingt so früh wie möglich thematisiert werden: Kinder sind nicht dumm, sie können lernen und verstehen.
Das heißt, hinter dem Humor deines Contents steckt auch ganz schön viel Aktivismus?
Meine Message liegt mir am Herzen, und im Leben ist nicht immer alles witzig – das müssen die Leute checken. Ich empowere sie laut, mit Temperament, Humor, Mut und Raps und übersetze komplexe Themen wie Body Shaming in einfach zu verstehenden Content. Klar könnte ich mich auch vor die Kamera stellen und ganz trocken herunterbeten, dass alle sich selbst lieben sollen – “ja okay, Este, das sagt mir meine Mama auch” –, aber ankommen wird es so nicht.
TikTok content
This content can also be viewed on the site it originates from.
Du hast in einem Podcast von “der Sucht, dich zu vergleichen” gesprochen. Hast du das abgelegt oder eher gelernt, damit umzugehen?
Beides. Es kommt darauf an, in welchen Punkten ich mich mit anderen Creator:innen vergleiche. Äußerlich: null. Ich schaue eher darauf, was sie machen und wie weit sie sind. Aber dann checke ich ganz schnell: Wir sind verschiedene Menschen, haben andere Lifestyles und eine andere Community.
Wie ist es für dich als BIPoC in der deutschen Creator:innen-Bubble?
Ich finde, es gibt zu wenig Schwarze Creator:innen. Aber innerhalb der Bubble folgen wir einander und feiern uns.
Hast du das Gefühl, als Schwarze Creatorin mehr “machen” zu müssen als andere?
Ich weiß nicht, ob ich muss oder einfach möchte – weil ich mir wünsche, dass Black Creator:innen präsenter sind. Klar, wir leben in Deutschland, und offensichtlich gibt es mehr weiße Creator:innen, da wir in einem weißen Land leben. Aber wir leben auch in einer Zeit, wo alles divers ist und alle offener werden. Daher ist es für mich wichtig, sichtbar zu sein, damit sich Schwarze Menschen empowered fühlen!
Wer sind deine Vorbilder?
Ganz lange war ich mein eigenes Vorbild, aber mittlerweile gibt es Künstlerinnen wie Cardi B und Meghan Thee Stallion. Beide sind Black Women, und ich erkenne mich wieder in ihnen: Sie sind laut, Schwarz, haben einen crazy Style und stehen für ein neues Körperbild! Das sind für mich Frauen, die so viel Macht haben und das komplette Game verändern. Dass ich nie ein Idol hatte, lag daran, dass niemand zu mir gepasst hat und dass da niemand war, mit dem ich mich identifizieren konnte. Jetzt, da es diese Künstler:innen gibt, erfahre ich zum ersten Mal, wie es ist, jemanden zu haben, der einen inspiriert. Und das ist ein tolles Gefühl!
Mehr lesen
Diversität in der Mode: Warum sie oft fake ist und wer darunter leidet
Von Fatima Njoya
Mehr lesen
Für mehr Diversität: Das ist die erste Miss-Kandidatin in einem Rollstuhl
Von Glamour.de
Mehr lesen
Mid-Size-Influencerinnen: 11 tolle Frauen, denen ihr auf Instagram für Stilinspiration folgen solltet
Von Madeline Dangmann
Mehr lesen
Immer mehr Männer sind einsame Singles – und darum ist das gut für Frauen
Von Sarah Thiele
Mehr lesen
"Echoes" auf Netflix: Darum solltest du die Mystery-Serie auf Platz 3 der Charts jetzt unbedingt sehen
Von Laura Dehmelt
Mehr lesen
Emma Watson: Die Schauspielerin hat anscheinend einen neuen Freund – drei Fakten über Brandon Green
Von Kathleen Walsh und Ursula Schmied
Mehr lesen
Serena Williams: Den ersten Auftritt der Tennisspielerin bei ihren letzten US Open musst du gesehen haben
Von Ursula Schmied
Mehr lesen
“Drag Race Germany”: Alles, was du über die erste deutsche Staffel der Kult-Show wissen musst
Am 5. September startet “Drag Race Germany”. Hier erfährst du alles über die Kult-Show
Von Renzo Wellinger