Frankfurter Kult-Kiosk: Das Yok Yok ist im neuen Zuhause angekommen (2024)

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Von: Kathrin Rosendorff

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Frankfurter Kult-Kiosk: Das Yok Yok ist im neuen Zuhause angekommen (1)

Der Kultkiosk Yok Yok hat diese Woche seinen neuen Standort direkt gegenüber vom Frankfurter Hauptbahnhof bezogen. Am Freitag ist die offizielle Eröffnungsparty.

Frankfurt - Das alte „Yok Yok City-Kiosk“-Eingangsschild ist mit umgezogen an den Hauptbahnhof 6. Ebenso die 15 alten Kühlschränke (fünf neue gibt es auch), Postkarten aus Bielefeld bis Kuba von langjährigen Kund:innen, die meisten seien emotional mehr Familie als Kundschaft. Die Kritzel-Bilder von Nachbarskindern, die mittlerweile an die Uni gehen, hängen an einer Wand. So zeigt und erzählt es Betreiber Nazim Alemdar. Sogar Babyfotos des Nachwuchses von Paaren, die sich im Kultkiosk Yok Yok kennengelernt und verliebt haben, hat der 65-Jährige an den neuen Standort mitgenommen.

Anfang der Woche ist Tag eins des neuen, alten Yok Yoks. Wenn Alemdar die Tür öffnet blickt er auf den Hauptbahnhof, Und bereits jetzt kleben wie am alten Yok Yok zahlreiche Aufkleber an den Frontscheiben: Von „BHFSVRTL bleibt Dope“ bis „Gegen Rassismus und racial profiling im Bahnhofsviertel und überall“.

Umgezogener Kultkiosk Yok Yok: Verkaufen darf er schon

Erst Mitte Juli war offiziell bekannt geworden, dass das Yok Yok sein bisheriges Zuhause in der Münchener Straße 32 verlassen muss. Der Grund, warum sein Mietvertrag nicht verlängert wurde, sei ihm nie genannt worden, sagt Alemdar. Die Hausverwaltung habe ihm nur mitgeteilt, der Eigentümer habe andere Pläne.

Der 65-Jährige läuft noch viel zwischen dem alten und neuen Yok Yok mit einem Rollwagen hin und her. „Es ist eigentlich alles fertig.“ Verkaufen darf er schon, aber am Dienstag wartet er immer noch auf die Ausschankgenehmigung, damit die Leute auch drinnen trinken dürfen. „Dabei hat sich nur die Adresse geändert.“ Am Samstag war die große Abschiedsparty in der Münchener Straße: „Ich habe mit mir selbst gekämpft, um nicht zu weinen.“ Manche Stammkunden seien sogar extra aus dem Urlaub früher zurückgekommen, andere, die mittlerweile in anderen Städten wohnten, seien eigens angereist. „Wir haben schöne Erinnerungen ausgetauscht.“ Über 15 Jahre lang war das Yok Yok in der Münchener Straße ein Treffpunkt.

Besonders in den Sommernächten versammelten sich vor dem Kiosk und auf den Bürgersteigen viele Menschen, die zusammen feierten, sich austauschten. Sogar an Sonn- und Feiertagen ist der Kiosk offen. Alemdar selbst ist das Gesicht des Ladens. Und wie sein Kiosk Kult. Seit 1980 lebt der gebürtige Türke in Frankfurt. Und auch wenn er nie gedacht hätte, dass er mal „meine Münchener Straße“ verlassen müsste, mag er sein neues Zuhause, das doppelt so groß und viel heller ist.

Intercity-Restaurant im Bahnhof: „Lange ein Treffpunkt für Gastarbeiter“

Er zeigt auf die Außenfassade des Hauptbahnhofs und sagt: „Der Bahnhof hat seine eigene Geschichte. Ich könnte jetzt stundenlang darüber reden.“ Macht er dann aber nicht. Er erzählt seine eigenen Erinnerungen: Also, dass er Anfang der 80er-Jahre immer gerne ins damalige Intercity-Restaurant im Bahnhof gegangen sei. „Das war ab den 60ern Jahren lange ein Treffpunkt für Gastarbeiter. Da gab es ein Stück Käsekuchen für 80 Pfennig. Bis heute habe ich nicht so einen guten Käsekuchen an einem anderen Ort gefunden“, sagt er und lacht.

Käsekuchen gibt es beim Yok Yok nicht, dafür aber eben weiterhin über 200 verschiedene Biersorten: Yok Yok ist Türkisch und bedeutet eben „Gibt’s nicht, gibt’s nicht“. In einem Moment kommen zwei alkoholkranke Männer in den Kiosk. Alemdar verkauft ihnen aber kein Bier, „Ich möchte ihre Krankheit nicht noch unterstützen, sie bekommen hier nur Wasser.“ Er betont, dass es ihn sehr ärgere, wenn er den Begriff „Junkies“ liest oder hört: „Das sind Menschen.“ Alemdar sagt, er verkaufe hier schon länger nicht mehr ein polnisches Bier und eine populäre Apfelweinmarke, nachdem bekannt geworden sei, dass die Unternehmerchefs sich frauenfeindlich und rechtsextrem geäußert hätten.

Frankfurter Kultkiosk Yok Yok: „Alles bleibt gleich“

Alemdar ist überhaupt sehr aktiv in der Stadt: Er hat viele Ehrenämter, sammelt Spenden für karitative Projekte, und will auch weiter seinen Kiosk für Kunstausstellungen zur Verfügung stellen. Schon jetzt hängen ein paar Bilder wie eins des bekannten Frankfurter Malers Max Weinberg, der 2018 starb, hinter der Tür „Privat“ in der „Treppengalerie“. Am 9. September sollen beim Aktionstag „Auf ins Viertel“ für eine Kunstausstellung noch viel mehr Bilder hängen.

Ändert sich sonst was? Alemdar betont: „Alles bleibt gleich.“ Seine Stammkundschaft habe ihm fest versprochen: „Wir kommen.“ Das freut ihn. Auch glaubt er, dass durch die Lage direkt gegenüber vom Hauptbahnhof neue Menschen ins Yok Yok finden werden.

Ab Freitagnachmittag ist die offizielle Eröffnungsparty des neuen, alten Yok Yoks. Da es eine angemeldete Veranstaltung ist, dürfe auch drinnen getrunken werden, selbst wenn die Ausschankgenehmigung bis dahin noch nicht da sein sollte. Aber wer es ist nicht schafft, muss sich keine Sorgen machen: „Bei uns ist eigentlich jeden Tag Eröffnung“, sagt Alemdar und grinst. (Kathrin Rosendorff)

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